Deutschlernen mit Familienanschluss

Die Initiative „Sprache ist Brücke“ unterstützt ausländische Studierende in Freiberg seit fast zehn Jahren. Für die erfolgreiche Arbeit erhielt die Initiative 2013 u. a. den Preis des Auswärtigen Amtes für exzellente Betreuung ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen. Als Sprachpaten und -tutoren sowie für Sprachtandems werden Freiwillige immer gesucht!

Oft haben Studierende, die aus dem Ausland kommen, am Anfang nur geringe Deutschkenntnisse. Die Hürden eines Studiums sind für sie deshalb besonders hoch. Viele nehmen an Sprachkursen teil, dennoch fragten sich seinerzeit die Freiwilligenbörse im Lichtpunkt e.V., der Arbeitskreis Ausländische Studierende (AKAS) und das Internationale Universitätszentrum (IUZ), wie man ihnen noch zur Seite stehen könnte — die Geburtsstunde von „Sprache ist Brücke“.

Die Idee: Es gibt viele Menschen, die offen sind für neue Kulturen und anderen gern helfen. Jeweils ein Freiwilliger, so das Konzept, wird mit einem Studierenden in Kontakt gebracht. Beide Partner treffen sich regelmäßig miteinander. Das kann drei unterschiedliche Formen annehmen: Deutsche Muttersprachler helfen als Sprachtutoren bei schriftlichen Arbeiten oder Bewerbungen durch Korrekturlesen. Sprachpaten üben mit den Studierenden im Gespräch oder anhand von Texten Deutsch. Bei einem Sprachtandem vermitteln sich die Partner gegenseitig ihre jeweilige Landessprache. Im besten Fall halten die Sprachpartnerschaften für die gesamte Zeit des Studiums und gehen über das reine Lehren und Lernen weit hinaus.

So wie bei Heike Hoffmann, die viele aus dem Sekretariat des Rektors kennen, und Pierre Carole Tsegouog Kue, mittlerweile Absolventin im Masterstudiengang Maschinenbau. Beide trafen sich drei Jahre lang regelmäßig einmal pro Woche. „Wir waren dann zuhause oder haben etwas unternommen. Ich habe viel über Caroles Heimat Kamerun gelernt und ihre Familie getroffen. Ich war auch dabei, als sie ihre Masterarbeit problemlos auf Deutsch verteidigt hat“, erzählt Heike Hoffmann stolz. Ihr Schützling ist dafür sehr dankbar: „Sie hat meine Arbeit zweimal gelesen, um alles zu verstehen. Für meinen Abschluss habe ich dann die Note 2,0 erhalten“, so die Ingenieurin. Aber auch in anderer Hinsicht ist ihre Patin für sie sehr wichtig: „Sie war vom ersten Tag an sehr offen und einladend. Es hat mir immer geholfen, mit ihr zu sprechen, ohne mich zu schämen. Ich habe ihr vom Ablauf meiner Woche erzählt und auch von Schwierigkeiten. Sie hat mir zugehört und Fehler verbessert, mich beraten und ermutigt. Ich habe das Gefühl, dass sie immer für mich da ist; eigentlich haben wir ein familiäres Verhältnis“.

Die Abschlussarbeit von Pierre Carole Tsegouog Kue ist eine von über 420 Arbeiten, die Tutoren seit Beginn von „Sprache ist Brücke“ im sprachlichen Hinblick korrigiert haben. Die Texte stammen von Studierenden aus 48 Ländern, allen voran aus Russland, China, Polen, der Ukraine und der Mongolei. Zwanzig aktive Sprachtutoren gibt es aktuell. Ein Jahr nach der Gründung der Initiative, also 2011, kamen dann die Sprachpatenschaften hinzu. Seitdem wurden 125 Studierende betreut. Derzeit sind sechzehn Paten im Einsatz.

Die Sprachtandems waren anfangs ein studentisches Programm. Aufgrund der starken Nachfrage wurde es im Jahr 2013 dann für Nicht-Studierende geöffnet. Die meisten Teilnehmer wollen Deutsch trainieren. Am leichtesten finden sie einen Tandempartner, wenn sie selbst Englisch, Spanisch, Russisch und Französisch sprechen. Die Nachfrage nach Hindi, Chinesisch, Arabisch und anderen außereuropäischen Sprachen ist dagegen geringer, obwohl gerade Studierende mit diesen Muttersprachen einen Sprachpartner suchen. Das dürfte mit ein Grund sein, warum jüngst weniger Tandems vermittelt werden konnten: Waren es im akademischen Jahr 2017/18 noch 24 Paare, sank die Zahl neuer Tandems im vergangenen Jahrgang auf acht. Die Sprachinitiative sucht daher nach Freiwilligen als Sprachpaten und -tutoren sowie für die Sprachtandems.